Neue Rezensionen
Hubertus Seibert (München) hebt in sehepunkte hervor, dass Mathias Geiselhart, Die Kapitulariengesetzgebung Lothars I. in Italien (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 15, Bern – Frankfurt a.M. [u.a.] 2002) in seiner quellennahe[n] Arbeit ein gegenüber der bisherigen Forschung erheblich differenzierteres Bild von Lothars breitangelegten reformerischen Anstrengungen im 'Regnum Italiae', seinen bislang verkannten beachtlichen gesetzgeberischen Neuansätzen zur Hebung des Bildungsniveaus des Klerus und im Prozess- und Beweisrecht sowie von der auf Kosten der Bischöfe und königlichen 'missi' gestärkten Position der Grafen zeichnet. Sie zeigt aber auch die durch die gesamtfränkische Kapitulariengesetzgebung, das nach wie vor geltende langobardische Recht und die jeweiligen herrschaftlichen Verhältnisse vor Ort eng gesteckten Grenzen bei der oft schwierigen Umsetzung der Reformmaßnahmen auf.

Ebenfalls auf sehepunkte beschreibt Knut Görich (München) ausführlich, welche Bedeutung Steffen Patzold, Konflikte im Kloster. Studien zu Auseinandersetzungen in monastischen Gemeinschaften des ottonisch-salischen Reichs (Husum 2000) für die von Gerd Althoff vorwiegend für den weltlich-politischen Bereich untersuchten Spielregeln der Konfliktbeilegung im Mittelalter hat. Der archimedische Punkt, an dem die idealerweise engelsgleiche und gehorsam ihrem Abt untergebene Friedensgemeinschaft im Kloster aus den Angeln gehoben wurde, war die auch nach dem Klostereintritt fortdauernde Bindung adliger Konventualen an ihre einflussreichen weltlichen Verwandten und Freunde sowie ihre ungebrochene "mentalitäre" Verflechtung mit der Welt des Adels. [...] Für die klösterliche Lebenswelt belegt die auch in den Klostermauern fortdauernde Gültigkeit weltlich-adligen Rangdenkens, dass Konflikte gerade nicht in einer Isolation der monastischen Gemeinschaft von der Welt wurzelten, sondern vielmehr in ihrer Einbindung in die Welt. [...] Mit Blick auf die Diskussion um Mündlichkeit und Schriftlichkeit betont Patzold, dass die Grenzen zwischen der klerikalen, von Schriftlichkeit geprägten, und der laikalen, von Mündlichkeit geprägten, Kultur, unscharf und durchlässig seien.

Vielversprechend klingt die Rezension (PDF) von Heike Bilgenroth-Barke (Göttingen) in CMA zu Jürgen Sarnowsky, England im Mittelalter (Darmstadt 2002): Der Band zeichnet sich dadurch aus, dass der Autor die Quellen vielfach selber sprechen lässt, sie sorgsam analysiert und quellenkritisch bewertet. Sarnowsky [...] stellt lange vorherrschende sowie aktuelle Forschungsmeinungen gegenüber und arbeitet eigene Positionen heraus.

Caspar Ehlers (Göttingen) fasst in seiner Besprechung (PDF) in CMA von Ratpert, St. Galler Klostergeschichten (Casus sancti Galli), hg u. übers. von Hannes Steiner (MGH SS rer. Germ. 75, Hannover 2002) die Erkenntnisse des Herausgebers zu Leben, Werk Ratperts sowie zu Intention, Inhalt und Überlieferung dessen Hauptwerkes ausführlich zusammen. Zu Steiners Edition sei auch noch auf die ältere Rezension (April 2003) von Claudia Zey (München) in sehepunkte verwiesen.
2004-02-15 20:43, von rotula | |comment | Thema: Mittelalter