Freitag, 4. Juni 2004
Die Alemannen und das Christentum
Michael Brauer rezensiert für H-Soz-u-Kult den Aufsatzband Die Alemannen und das Christentum. Zeugnisse eines kulturellen Umbruchs, hg. von Sönke Lorenz – Barbara Scholkmann (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 48, Leinfelden Echterdingen 2003). Kernproblem der Beiträge ist die Frage nach der Missionierung der Alemannen. Weder Klöster, Missionare noch Bischöfe kommen wohl als Träger der Christianisierung in Frage, aber auch die adligen Eigenkirchen können nach den Beiträgen von Wilfried Hartmann und Thomas Zotz offensichtlich nicht mehr so einfach als Erklärungsansatz dienen. Also, folgert der Rezensent, "bleibt die Ausbreitung des Christentums unter den Alamannen weiter im Dunkeln. Konstruktiv weiterführen könnte man die Forschungen, indem man Landesgeschichte stärker als exemplarische Zuspitzung und Erforschung von allgemeinen Problemen, in diesem Fall der Geschichte von Mission und Christianisierung, versteht und auf diese Weise auch die allgemeine Geschichte bereichert."

Von rotula um 01:23h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Dienstag, 1. Juni 2004
Open Access und Edition
Klaus Graf hat seinen Vortrag, den er auf dem Wiener Kolloquium "Vom Nutzen des Edierens" halten wird, in einer Vorab-Version auf Archivalia bereitgestellt.

Anhand von Beispielen führt er in die Problematik von entlegen bis gar nicht veröffentlichter wichtiger wissenschaftlicher Literatur ein und schlägt eine verstärkte Orientierung in Richtung auf Open Access vor, was viele Probleme vermeiden würde und zugleich auch eine Belebung der wissenschaftlichen (Editions-)Arbeit herbeiführen könnte. Graf betont, dass dies nicht nur im naturwissenschaftlichen Bereich, wo die Zeitschriftenkrise der Bibliotheksetats mit voller Wucht zuschlägt, sondern auch im geisteswissenschaftlichen Bereich seine Gültigkeit habe.

Seine Überlegungen führen schließlich zur Grundthese seines Beitrags, dass der "Nutzen des Edierens" erheblich größer wäre, wenn alle Editionen nach den Grundsätzen des "Open Access" frei im Internet zugänglich wären.

Besonders wichtig erscheint mir auch der (teilweise den Vortrag ergänzende) Hinweis, dass es ja nicht nur darum gehen sollte, "fertige" Editionen im Internet zugänglich zu machen, sondern dass bereits eine möglichst umfassende Dokumentation des Arbeitsprozesses sinnvoll sein kann. Viele anspruchsvolle Editionsprojekte erfordern jahrelange Arbeit, die dann in ein fertiges Buch (oder eine Netzseite) mündet. Es kann doch aber nicht sein, dass in der jahrelangen Klausur der Editionsarbeit keine Materialien anfallen, die nicht auch schon im provisorischen Stadium für die Fachöffentlichkeit nützlich wären (Transskriptionen von Handschriften, eingescannte ältere Drucke oder Forschungsliteratur, ...). Das Online-Stellen von Materialien ermöglicht nicht nur, dass Projektmitarbeiter von überall her auf die gleichen Grundlagen zugreifen können (das wäre ja auch in einer zugangsbeschränkten Präsentation möglich), sondern auch, dass weitere Forscher die Materialen nutzen und zugleich wertvollen Input bieten, indem sie auf Fehler hinweisen, eigene Beiträge liefern, das Editionsprojekt in der wissenschaftlichen Diskussion halten.

Das Beispiel, das ich ein wenig aus eigener Anschauung kenne, ist die Edition der sogenannten Falschen Kapitularien des Benedictus Levita. Eigentlich sollte die Sammlung bereits im 19. Jahrhundert bei den MGH ediert werden. Doch der Editor starb über seinem Werk. Sein Nachfolger musste wieder bei Null anfangen, konnte die Edition aber zu Lebzeiten ebenfalls nicht fertigstellen. Leider war mit seinem Nachlass auch nicht allzuviel anzufangen, sodass es wieder von vorne begann, usw. Wollen wir hoffen, dass den derzeitigen Editoren nicht das gleiche Schicksal widerfährt, aber wenn, dann wäre wenigstens nach Kräften dafür gesorgt, dass sinnvoll weitergearbeitet werden könnte ;-)

Von rotula um 02:43h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Dienstag, 1. Juni 2004
Summa de ordine ecclesiastico
Und wieder Benedictus Levita: Vor einigen Tagen habe ich auf die bei uns auf der Webseite bereitgestellten Capitula Angilramni (und allgemein auf das Editionsprojekt) verwiesen. Jetzt ist ein weitere kleiner Quellentext aus dem Umfeld des Benedictus Levita hinzugekommen: die Summa de ordine ecclesiastico, herausgegeben von Matthias Weber und Gerhard Schmitz.

Die hier edierte "Summa de ordine ecclesiastico" ist eine Sammlung römischrechtlicher Texte, die sich mit dem Klerikerstand befassen. [...]

[Bei der Summa handelt es sich um] ein Exzerpt aus den Novellen Iustinians I. (527–565; tatsächlich waren nicht die Novellen selbst direkte Vorlage der Summa, sondern die auf den Novellen beruhende Epitome Iuliani). Entstanden ist sie wahrscheinlich im 7. oder 8. Jahrhundert in Gallien.

Die Summa im Zusammenhang mit der Edition der falschen Kapitularien des Benedictus Levita zu bearbeiten, lag deshalb nahe, weil die Sammlung eine der Quellen Benedicts darstellt. [Zitat aus der Einleitung zur Edition]

Die Summa, samt der ausführlichen Einleitung bieten wir sowohl als PDF (168k) als auch als HTML-Edition mit allen Apparaten (setzt allerdings zur sinnvollen Benutzung JavaScript voraus). Für die bequeme Durchsuchbarkeit oder das Kopieren und Weiterverwenden des Textes bieten wir außerdem eine abgespeckte Version (ohne hochgestellte Ziffern und Buchstaben für Fußnoten und Apparat) an.

Außerdem ist es möglich, auf die Folio-Angaben im Text zu klicken, um die entsprechende Handschriftenseite als Abbildung zu sehen. Die Bilder sind in Stufen skalierbar. Es handelt sich dabei leider nur um eingescannte Microfilme, aber zur Kontrolle des Textes (oder einfach, um mal zu schauen, wie eine alltägliche Gebrauchshandschrift im Mittelalter aussah; im Netz gibt's ja oft nur die besonderen Highlights zu bestaunen) reicht es.

Von rotula um 01:05h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Freitag, 28. Mai 2004
Graduiertenkolleg Generationenbewußtsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter
Am neuen
Graduiertenkolleg
Generationenbewußtsein und Generationenkonflikte in Antike und Mittelalter

sind an der Universität Bamberg

ab dem 1. Oktober 2004
13 Promotionsstipendien (monatlich 1000 Euro) in den Fächern Alte Geschichte, Anglistik, Deutsche Philologie des Mittelalters, Gräzistik, Katholische Theologie, Latinistik, Mittelalterliche Geschichte, Romanistik, Ur- und frühgeschichtliche Archäologie sowie 1 Postdoktorandenstipendium (monatlich 1416 Euro) (in Alter Geschichte) zu vergeben. Verheirateten- und Kinderbetreuungszuschläge können ggfs. gewährt werden, die Förderungsdauer beträgt in der Regel 2 Jahre.

Voraussetzungen für die Bewerbung sind ein zur Promotion berechtigender, überdurchschnittlicher Studienabschluß sowie nach Möglichkeit ein thematisch ins Kolleg passendes Arbeitsvorhaben, für das Postdoc-Stip. zudem eine Promotion in Alter Geschichte.

Bewerbungen (mit Lebenslauf, wiss. Werdegang, Zeugniskopien sowie evtl. Angaben zum geplanten Vorhaben) sind zu richten

bis zum 15.6. 2004

an den Sprecher des Graduiertenkollegs
Prof. Dr. Hartwin Brandt
Lehrstuhl für Alte Geschichte
Fischstraße 5-7
D - 96045 Bamberg

[aus einer Mail an die Mailingliste Mediaevistik vom 2004-05-28]

Von rotula um 17:20h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Donnerstag, 27. Mai 2004
Alkuin von York und die geistige Grundlegung Europas
Die Stiftsbibliothek St. Gallen richtet vom 30. September bis 2. Oktober 2004 die Tagung "Alkuin von York (um 730–804) und die geistige Grundlegung Europas" anlässlich des 1200. Todestages Alkuins aus. Online ist bereits das Programm sowie das Programm mit Anmeldeformular (PDF) einzusehen.

[vielen Dank an Annette Grabowsky für den Hinweis!]

Von rotula um 20:38h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Dienstag, 25. Mai 2004
Benedictus Levita und die Capitula Angilramni
Da ich einen Großteil meiner Zeit mit der Pflege und Weiterentwicklung der Internetpräsentation des Editionsprojekts der sogenannten Falschen Kapitularien des Benedictus Levita zubringe, möchte ich auch an dieser Stelle dieses von Gerhard Schmitz (MGH) und Wilfried Hartmann (Tübingen) geleitete Projekt erwähnen. Im Internet gibt es eine ausführliche Projektvorstellung, außerdem ist ein demnächst erscheinender Lexikonartikel von Gerhard Schmitz im Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte auf unserer Webseite unter der Rubrik "Studien" einsehbar.

Aktueller Anlass dieses Eintrags ist das Einstellen eines neuen Quellentextes auf der Seite. Bereits seit längerem sind die Capitula Angilramni, ein kleiner Teil der sogenannten Pseudoisidorischen Fälschungen, unter der Rubrik "Quellentexte" einsehbar. Neu hinzugekommen ist jetzt der Text einer kleinen Sammlung, die hauptsächlich die Capitula Angilramni, aber auch Teile aus Benedictus Levita wiedergibt:

Der Codex Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Phillipps 1764 (9./10. Jh.) überliefert mehrere Sammlungen pseudoisidorischen Inhalts, die auf Hinkmar von Laon zurückgehen und Material enthalten, das als juristisches Arsenal im Streit mit seinem Onkel, Erzbischof Hinkmar von Reims, dienen konnte und das in seiner Gesamtheit die Annahme nahe legt, dass der jüngere Hinkmar in direktem Kontakt mit den Fälschern stand.

[...]

Im Kontext dieser Sammlung wird Ben. Lev. im Rahmen der Auseinandersetzung der beiden Hinkmare zum ersten (und wohl auch: einzigen) Mal in streng pseudoisidorischem Sinn eingesetzt.

[Zitat aus der Vorbemerkung zur Wiedergabe des Textes]

Von rotula um 11:44h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Samstag, 15. Mai 2004
Das Lachen im Mittelalter
Gustav Seibt rezensiert in der Süddeutschen vom 11. März 2004 Jacques Le Goff, Das Lachen im Mittelalter (Stuttgart 2004) und findet hierbei nach einem Verriss des Bändchens, dessen einziger Lichtblick offenbar darin besteht, dass es "seriös benachwortet" ist, deutliche Worte:

Dass das Mittelalter keine Spaßkultur war, ist nicht im Ernst als Neuigkeit zu werten; dass gleichwohl und gerade deshalb damals oft herzhafter und erschütternder gelacht worden sein mag als heute, können sich Nachdenkliche sogar selber zusammenreimen.

Nicht wirklich witzig ist die leichtherzige Schlamperei, mit der dieser große Mediävist seit längerem Buch um Buch ausstößt. Im Getriebe der Seminare, des interdisziplinären Geschwafels auf internationalen Kongressen bleibt wenig Zeit für die Verifikation von Zitaten. Was dieses Büchlein an Quellenmaterial anbietet, kann ein findiger Leser sich in zwei Tagen zusammensuchen. Der Rest ist Verschwommenheit: Wer mit dem Diktaphon schreibt, hat keine Handschrift.

Weitere Stimmen zum Buch bei perlentaucher.

Von rotula um 17:26h| 1 Kommentar |comment | Thema: Mittelalter

 

Freitag, 7. Mai 2004
Hermann der Lahme
Wer sich in der Nähe des Bodensees aufhält, findet das vielleicht interessant: Im Rahmen des Internationalen Bodenseefestivals 2004 gibt es am 23. Mai 2004 auch eine Veranstaltung (kurze Tagung mit Konzert) unter dem Titel Hermann der Lahme von der Reichenau – das Staunen des Jahrhunderts ausgerichtet von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Auf der Tagung wird Wilfried Hartmann (Tübingen) vortragen: "Den Wissenschaften übergeben". Hermann der Lahme als Astronom und Historiker. Und Stefan Morent (Tübingen) wird unter der Überschrift Hermann der Lahme als Musiktheoretiker reden.

Von rotula um 20:40h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Donnerstag, 6. Mai 2004
Jerusalem im Hoch- und Spätmittelalter
Jürgen Sarnowsky hat für sehepunkte einen Aufsatzband zum mittelalterlichen Jerusalem rezensiert: Es handelt sich um Jerusalem im Hoch- und Spätmittelalter. Konflikte und Konfliktbewältigungen – Vorstellungen und Vergegenwärtigungen, hg. von Dieter Bauer – Klaus Herbers – Nikolas Jaspert (Campus Historische Studien 29, Frankfurt a. M. 2002).

Von rotula um 16:24h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter

 

Mittwoch, 5. Mai 2004
Aufbruch ins Mittelalter
Bereits vor einiger Zeit wurde hier auf eine kurze Rezension in der Süddeutschen Zeitung zu Martina Hartmanns Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger hingewiesen.

Jetzt liegt auch eine wissenschaftliche Rezension bei H-Soz-u-Kult aus der Feder von Lotte Kéry vor.

Kéry gelangt zu dem Fazit: "Insgesamt bietet das vorliegende Werk einen instruktiven und umfassenden Einblick in die Merowingerzeit und vor allem dem speziell angesprochenen Leserkreis [Studienanfängern und historisch Interessierten] die Möglichkeit, sich nicht zuletzt mit Hilfe der zahlreichen Quellenzitate den Zugang zur Merowingerzeit und zur Welt der Franken zu erschließen."

Von rotula um 15:00h| 0 Kommentare |comment | Thema: Mittelalter