King Arthur
rotula, 00:14h
Als Historiker in Historienfilme zu gehen ist heikel. Letztlich kann man fast immer nur verlieren, wenn man nicht in der Lage ist, von historischem Wissen völlig zu abstrahieren, sich in die Welt des Filmes entführen zu lassen und klaglos hinzunehmen, was einem hier als historisches Geschehen präsentiert wird. Nimmt man diese Haltung nicht an, reibt man sich auf bei dem Versuch, der Filmhandlung historische Authentizität abzuringen oder im Gegenteil hartnäckig Fehler und Anachronismen aufzuspüren – je nachdem, wie einem der Film ansonsten gefällt. Man muss also versuchen, Historienfilme unvoreingenommen als reine Unterhaltung zu goutieren.
Leider aber verliert man bei King Arthur gerade auch dann. Die schauspielerischen Leistungen sind bestenfalls hölzern (Ausnahme: Stellan Skarsgård als Sachsenanführer Cerdic); Clive Owen als Arthur sieht zwar in der Rüstung mächtig und imposant aus und blickt drein wie eine Mischung aus Dustin Hoffmann und George Clooney, kann aber in kaum einer Szene wirklich überzeugen. Ähnlich ist es mit den anderen "Rittern" der Tafelrunde, allenfalls der grobschlächtige, aber doch liebevolle Bors bekommt von den Drehbuchschreibern sowas wie eine Persönlichkeit verpasst. Der Rest bleibt oberflächlich und belanglos, was im übrigen auch die Grundhaltung ist, die man dem Film und seinen Handlungsträgern gegenüber annimmt. Wer von den Recken in der finalen Schlacht oder auch schon davor sein Leben lassen muss, interessiert nicht wirklich, zu austauschbar schablonenhaft sind die Akteure und die ihnen zugedachten Rollen.
Unangenehm fällt weiters auf, dass auch ansonsten nicht allzu sorgfältig gearbeitet wurde. So wurden beispielsweise die Bäume in unmittelbarer Nähe der Schauspieler weiß eingepudert, um Schneelandschaft zu simulieren, die Bäume in den hinteren Reihen dagegen erstrahlen in schönstem sommerlichen Grün. Auch im Schneetreiben ist zu erkennen, dass die Berge im Hintergrund von warmen Sonnenstrahlen erhellt werden. Allzu leicht geht den Picten die Bedienung von Katapulten von der Hand, wie überhaupt die Schlachtszenen allenfalls dem heute üblichen Standard entsprechen und aus Gründen des Jugendschutzes auch noch unblutig verlaufen. Dass die Reiter allesamt die anachronistischen Steigbügel verwenden, gehört mittlerweile zum Standard in Historienfilmen. Allenfalls die Bilder, mit denen der Abwehrkampf der flüchtenden "Ritter" auf einem zugefrorenen See gegen die verfolgenden Sachsen eingefangen wurde, vermögen Glanzlichter zu setzen.
Nach diesem Urteil könnte der Film eigentlich nur noch punkten, wenn es um die originelle Umsetzung des sattsam bekannten und ausgelutschten Artus-Stoffes geht. Und hier ist die Idee auch ganz vielversprechend: Nicht die Tafelrunde mit Gral und höfischer Ritterlichkeit wird verfilmt, sondern es wird versucht, die Artuslegende in ihren realen historischen Kontext zu setzen. Daraus hätte man einen guten Film machen können! Nach der Auflösung der römischen Herrschaft in Britannien müssen sich die Einwohner vor allem im fünften und sechsten Jahrhundert gegen die in immer größeren Zahlen hereinbrechenden Sachsen behaupten. Ein Kampf, der letztlich damit endet, dass die Sachsen sich dauerhaft im Land festsetzen, die Britannier nach Schottland und Wales zurückdrängen und letztlich die Grundlage schaffen für die Angelsachsen, die den dominierenden Volksteil auf der Insel bildeten – bis zur normannischen Invasion durch Wilhelm den Eroberer 1066.
Es ist historisch belegt, dass es im Verlaufe dieses Prozesses Kämpfe gab, wenn auch vieles wohl friedlicher ablief, als es der Begriff "Invasion" nahelegt. Dass es auch Anführer auf britischer Seite gab, die Teilerfolge in einem Abwehrkampf errungen haben, ist auch belegt. Dass einer davon Arthur geheißen haben mag, taucht zwar nur legendarisch in Quellen des neunten Jahrhunderts auf, aber der Mangel an weiteren Informationen über die Frühzeit hätte genügend Freiheiten gelassen, einen guten und stimmigen Filmstoff mit Artus und seinen Begleitern als Protagonisten zu formen. Dass seine Helfer sarmatische Söldner waren, mag auch glaubhaft erscheinen, dass diese dem Christentum nicht unbedingt zugeneigt waren und dass es nicht einfach war, in dieser Anfangszeit erfolgreich zu missionieren, ist evident. Doch dass diese schneidige Truppe um Artus gleich auch eine Interventionsarmee zur Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten darstellte, ist dann nur noch Hollywood. Selten hat man in einem Film derartig schlecht terminierte und lächerliche Feldherrenreden gesehen. Die sächsischen Invasoren, die im übrigen im Film im Gebiet des heutigen Schottlands anlanden – anstatt, wie sie es wirklich getan haben, den direkten Weg nach Südengland zu nehmen – und dann von Norden her an den Hadrianswall klopfen, marschieren unter Trommelbegleitung in disziplinierter Schlachtordung eher wie preußische Fußsoldaten im Siebenjährigen Krieg und sind in der Einhaltung der Rassengesetze disziplinierter als jede SS-Truppe, sodass sie nicht einmal die Frauen in den eroberten Gebieten vergewaltigen. Abgeschlachtet und niedergebrannt hingegen wird alles, was den Film-Sachsen in den Weg kommt. Die wirkliche Landnahme der sächsischen und sonstigen Stammesgruppen dürfte wesentlich friedlicher, vielfältiger und kleinteiliger abgelaufen sein. Schließlich hatte man ja sehr wohl ein Interesse daran, in Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung zu kommen, und schließlich wollte man ja auch eine Umwelt vorfinden, in der man sich ansiedeln konnte. Eine Politik der verbrannten Erde ist dabei nur bedingt hilfreich. Auch wird man kaum annehmen dürfen, dass die Sachsen, wie im Film gezeigt, in einem riesigen Zug von mehreren Tausend Kriegern über Britannien herfielen. In einer Szene tummeln sich die sächsichen Schiffe in einer Menge, die suggeriert, es wären Griechen, die sich auf dem Weg nach Petersens Troja leider verfahren haben und jetzt im eisigen Nordbritannien statt in der sonnigen Türkei ihr Glück finden müssen.
Nach Troja und King Arthur bleibt somit nur noch zu hoffen, dass wenigstens Oliver Stones Alexander das Jahr 2004 für den Historienschinken rettet, obwohl ich hier starke Zweifel habe. Sonst müssen eben die DVDs von Master and Commander und Gladiator herhalten.
Leider aber verliert man bei King Arthur gerade auch dann. Die schauspielerischen Leistungen sind bestenfalls hölzern (Ausnahme: Stellan Skarsgård als Sachsenanführer Cerdic); Clive Owen als Arthur sieht zwar in der Rüstung mächtig und imposant aus und blickt drein wie eine Mischung aus Dustin Hoffmann und George Clooney, kann aber in kaum einer Szene wirklich überzeugen. Ähnlich ist es mit den anderen "Rittern" der Tafelrunde, allenfalls der grobschlächtige, aber doch liebevolle Bors bekommt von den Drehbuchschreibern sowas wie eine Persönlichkeit verpasst. Der Rest bleibt oberflächlich und belanglos, was im übrigen auch die Grundhaltung ist, die man dem Film und seinen Handlungsträgern gegenüber annimmt. Wer von den Recken in der finalen Schlacht oder auch schon davor sein Leben lassen muss, interessiert nicht wirklich, zu austauschbar schablonenhaft sind die Akteure und die ihnen zugedachten Rollen.
Unangenehm fällt weiters auf, dass auch ansonsten nicht allzu sorgfältig gearbeitet wurde. So wurden beispielsweise die Bäume in unmittelbarer Nähe der Schauspieler weiß eingepudert, um Schneelandschaft zu simulieren, die Bäume in den hinteren Reihen dagegen erstrahlen in schönstem sommerlichen Grün. Auch im Schneetreiben ist zu erkennen, dass die Berge im Hintergrund von warmen Sonnenstrahlen erhellt werden. Allzu leicht geht den Picten die Bedienung von Katapulten von der Hand, wie überhaupt die Schlachtszenen allenfalls dem heute üblichen Standard entsprechen und aus Gründen des Jugendschutzes auch noch unblutig verlaufen. Dass die Reiter allesamt die anachronistischen Steigbügel verwenden, gehört mittlerweile zum Standard in Historienfilmen. Allenfalls die Bilder, mit denen der Abwehrkampf der flüchtenden "Ritter" auf einem zugefrorenen See gegen die verfolgenden Sachsen eingefangen wurde, vermögen Glanzlichter zu setzen.
Nach diesem Urteil könnte der Film eigentlich nur noch punkten, wenn es um die originelle Umsetzung des sattsam bekannten und ausgelutschten Artus-Stoffes geht. Und hier ist die Idee auch ganz vielversprechend: Nicht die Tafelrunde mit Gral und höfischer Ritterlichkeit wird verfilmt, sondern es wird versucht, die Artuslegende in ihren realen historischen Kontext zu setzen. Daraus hätte man einen guten Film machen können! Nach der Auflösung der römischen Herrschaft in Britannien müssen sich die Einwohner vor allem im fünften und sechsten Jahrhundert gegen die in immer größeren Zahlen hereinbrechenden Sachsen behaupten. Ein Kampf, der letztlich damit endet, dass die Sachsen sich dauerhaft im Land festsetzen, die Britannier nach Schottland und Wales zurückdrängen und letztlich die Grundlage schaffen für die Angelsachsen, die den dominierenden Volksteil auf der Insel bildeten – bis zur normannischen Invasion durch Wilhelm den Eroberer 1066.
Es ist historisch belegt, dass es im Verlaufe dieses Prozesses Kämpfe gab, wenn auch vieles wohl friedlicher ablief, als es der Begriff "Invasion" nahelegt. Dass es auch Anführer auf britischer Seite gab, die Teilerfolge in einem Abwehrkampf errungen haben, ist auch belegt. Dass einer davon Arthur geheißen haben mag, taucht zwar nur legendarisch in Quellen des neunten Jahrhunderts auf, aber der Mangel an weiteren Informationen über die Frühzeit hätte genügend Freiheiten gelassen, einen guten und stimmigen Filmstoff mit Artus und seinen Begleitern als Protagonisten zu formen. Dass seine Helfer sarmatische Söldner waren, mag auch glaubhaft erscheinen, dass diese dem Christentum nicht unbedingt zugeneigt waren und dass es nicht einfach war, in dieser Anfangszeit erfolgreich zu missionieren, ist evident. Doch dass diese schneidige Truppe um Artus gleich auch eine Interventionsarmee zur Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten darstellte, ist dann nur noch Hollywood. Selten hat man in einem Film derartig schlecht terminierte und lächerliche Feldherrenreden gesehen. Die sächsischen Invasoren, die im übrigen im Film im Gebiet des heutigen Schottlands anlanden – anstatt, wie sie es wirklich getan haben, den direkten Weg nach Südengland zu nehmen – und dann von Norden her an den Hadrianswall klopfen, marschieren unter Trommelbegleitung in disziplinierter Schlachtordung eher wie preußische Fußsoldaten im Siebenjährigen Krieg und sind in der Einhaltung der Rassengesetze disziplinierter als jede SS-Truppe, sodass sie nicht einmal die Frauen in den eroberten Gebieten vergewaltigen. Abgeschlachtet und niedergebrannt hingegen wird alles, was den Film-Sachsen in den Weg kommt. Die wirkliche Landnahme der sächsischen und sonstigen Stammesgruppen dürfte wesentlich friedlicher, vielfältiger und kleinteiliger abgelaufen sein. Schließlich hatte man ja sehr wohl ein Interesse daran, in Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung zu kommen, und schließlich wollte man ja auch eine Umwelt vorfinden, in der man sich ansiedeln konnte. Eine Politik der verbrannten Erde ist dabei nur bedingt hilfreich. Auch wird man kaum annehmen dürfen, dass die Sachsen, wie im Film gezeigt, in einem riesigen Zug von mehreren Tausend Kriegern über Britannien herfielen. In einer Szene tummeln sich die sächsichen Schiffe in einer Menge, die suggeriert, es wären Griechen, die sich auf dem Weg nach Petersens Troja leider verfahren haben und jetzt im eisigen Nordbritannien statt in der sonnigen Türkei ihr Glück finden müssen.
Nach Troja und King Arthur bleibt somit nur noch zu hoffen, dass wenigstens Oliver Stones Alexander das Jahr 2004 für den Historienschinken rettet, obwohl ich hier starke Zweifel habe. Sonst müssen eben die DVDs von Master and Commander und Gladiator herhalten.
2004-09-03 00:14, von rotula |
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| Thema: Film